“Yara” ist ein italienisches Kriminaldrama auf Netflix, das den Überfall und Mord an einem jungen Mädchen und die anschließenden Ermittlungen verfolgt.
Der Film schildert die erschütternde Geschichte im Detail und führt die Zuschauer durch die verschiedenen Schritte der langen und komplizierten Suche nach dem vermissten Opfer und anschließend nach ihrem Mörder. Im Mittelpunkt steht die Staatsanwältin Letizia Ruggeri, die trotz des überwältigenden Drucks und der Kritik von Politikern und Öffentlichkeit hartnäckig nach dem Mörder fahndet.
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Schließlich wird der Fall aufgeklärt, zumindest scheint es so, denn der Angeklagte gibt die Tat nie zu. Der schnörkellose, düstere Ton des Films unterstreicht nur noch mehr, wie entsetzlich der Fall ist und wie erschütternd die mehrjährigen Ermittlungen sind. Wir haben uns entschlossen, einen Blick darauf zu werfen, inwieweit der in “Yara” gezeigte Fall auf einer wahren Begebenheit beruht.
Basiert Yara auf einer wahren Geschichte?
Ja, “Yara” basiert auf einer wahren Geschichte. Der Film folgt dem schockierenden Mord an Yara Gambirasio, einem 13-jährigen italienischen Mädchen, und den anschließenden Ermittlungen, die sich über Jahre hinzogen. Der Film schildert die Ereignisse rund um ihr Verschwinden am 26. November 2010 und die umfangreiche Suche nach ihr.
Die Erzählung geht auch darauf ein, wie der Beschuldigte mithilfe von DNA-Beweisen und der Einrichtung großer genetischer Datenbanken ausfindig gemacht wurde, um alle Personen aufzuspüren, mit denen das Opfer in Kontakt gekommen sein könnte. Drehbuchautor Graziano Diana und Regisseur Marco Tullio Giordana halten den Ton des Films ausgewogen und weitgehend emotionslos und lassen die Ereignisse mit erschütternder Effizienz für sich selbst sprechen.
Wie im Film dargestellt, befand sich Yara Gambirasio am Abend des 26. November 2010 auf dem Rückweg vom Sportzentrum Brembate di Sopra in Bergamo, kam aber nie zu Hause an, das nur einen kurzen Spaziergang entfernt lag. Trotz einer groß angelegten Suchaktion, an der Hunderte von Freiwilligen beteiligt waren, dauerte es noch über drei Monate, bis Yaras Leiche am 26. Februar 2011 in Chignolo d’Isola, etwa 10 Kilometer vom Sportzentrum entfernt, gefunden wurde. Die Wunden, die dem Kind zugefügt wurden, sowie Details zur Todesursache werden im Film ebenfalls erwähnt.
Die Vernehmung eines ersten Verdächtigen, der später aufgrund eines Übersetzungsfehlers wieder freigelassen wurde, und die Entdeckung einer DNA-haltigen Flüssigkeit auf der Kleidung des Opfers sind Teile der Erzählung des Films, die die tatsächlichen Ereignisse genau wiedergeben. Die groß angelegte Operation, bei der genetische Proben von fast 22.000 Personen gesammelt wurden, war die umfangreichste DNA-Fahndung Italiens, die schließlich zur Verhaftung des (damals) 43-jährigen Massimo Giuseppe Bossetti führte.
Einer der bemerkenswertesten Aspekte des Films – der verschlungene Weg, auf dem die DNA-Beweise die Ermittler zu Bossettis Mutter, Ester Arzuffi, führten, bevor sie ihn ausfindig machen konnten – ist vielleicht die ganze Wahrheit. Das gilt auch für die Art und Weise, wie eine routinemäßige Alkoholkontrolle inszeniert wurde, um Bossettis DNA zur Untermauerung der Beweise zu sammeln. Er wurde schließlich im Juni 2014 verhaftet.
Obwohl er letztendlich für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, wurden gewisse Zweifel an der Richtigkeit der DNA-Beweise geäußert, die Bossetti weitgehend entlasteten. Das Fehlen von mitochondrialer DNA in der Probe wurde als rotes Tuch in den vorgelegten Beweisen bezeichnet. Das Anwaltsteam des Angeklagten behauptet auch, Zugang zu den “sekundären Artefakten” wie den Kleidungsstücken gefordert zu haben, aus denen die belastende DNA-Probe gewonnen wurde. Nach Angaben von Bossettis Anwälten Claudio Salvagni und Paolo Camporini wurden ihre Anträge bereits dreimal abgelehnt. Am 5. November 2021 wollen sie zum vierten Mal Berufung beim Obersten Gerichtshof einlegen, um Zugang zu diesen Artefakten zu erhalten.
Wie in den abschließenden Untertiteln von “Yara” erwähnt, wurden Bossettis Berufungen abgelehnt und sein Schuldspruch mehrfach aufrechterhalten. Auf Nachfrage äußerten sich die Anwälte des Angeklagten jedoch auch zur Darstellung des Falles in “Yara” und erklärten, der Film entspreche nicht der wahren Geschichte und das Verteidigungsteam sei bei der Erstellung des Films nicht konsultiert worden. Wie der Fall, so ist auch der Film, der von ihm inspiriert wurde, umstritten. Im Großen und Ganzen bleibt “Yara” jedoch den (öffentlich bekannten) Details dieses bemerkenswert tragischen Falles treu und zeigt die Abfolge der Ereignisse durch eine klarsichtige Linse.
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